Chemnitz
Einleitung
Der Kern der Chemnitzer Identität ist die industrielle Entwicklung. Chemnitz gilt als eine der Wiegen der Textilindustrie in Deutschland und Europa. Seither hat die Stadt verschiedenste Phasen des Wandels vollzogen, ist aber im Kern weiter eine Stadt der Produktivität geblieben. Dafür stehen nicht nur große und namhafte Unternehmen, sondern genauso die Menschen, die dieser Stadt ihr produktives Gesicht gegeben haben und immer noch geben.
Der digitale Guide »Industriegeschichten(n) Erleben« führt Dich entlang verschiedener thematischer Routen tiefer in die industrielle Geschichte(n), Veränderungen und Gegenwarten von Chemnitz. Beginnend beim »sächsischen Manchester«, über die städtebaulichen und gesellschaftlichen Entwicklungen während des Sozialismus, die Veränderungen durch den Strukturwandel der 1990er Jahre bis hin zu Diskursen der heutigen Epoche kannst Du Chemnitz entdecken.
Du erlebst, wie Stadtgeschichte durch die beteiligten Menschen geschrieben wird und wie sie erinnert und erzählt wird. Dieser digitale Guide führt Dich zu Zeugnissen früherer Industrieproduktion und des Lebens als Fabrikarbeiter:in. Du erlebst, wie Chemnitz zu Karl-Marx-Stadt und wieder zu Chemnitz wurde und erfährst, wie junge Chemnitzer:innen, Bewohner:innen, zugewanderte Menschen und Besucher:innen diese Veränderungen wahrnehmen und einordnen.
Entdecke, erkunde, erforsche zusammen mit ihnen die Chemnitzer Industriegeschichte(n). Die Begegnung mit der Stadt, ihren Bewohner:innen und ihren Ansichten soll Dich zum Entdecken und Nachdenken anregen.
Hintergründe und Ziele
Dieser Guide ist das Ergebnis verschiedener Lehrforschungsprojekte, in denen wir Schüler:innen und Studierende dazu angeregt haben, Stadtgeschichte aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zu erkunden. Die Forschungsarbeiten führten dementsprechend nicht nur in Archive und Museen, sondern auch in den Stadtraum und in die Begegnung mit Bewohner:innen und Besucher:innen der Stadt Chemnitz. Die Summe der dokumentierten Informationen und Geschichten bereiteten wir nach Schwerpunktthemen auf und entwickelten mehrere Routen durch die Stadt und ihre Geschichte(n). Die Routen wurden schließlich in eine interaktive Anwendung gespeichert, die über die gängigen Webbrowser abgerufen werden kann.
Die Inhalte dieses digitalen Guide bestehen aus einem Mix an sachlichen Informationen, individuellen Ansichten sowie der Aufarbeitung von Berichterstattungen über einzelne Ereignisse und verschiedene Perioden der Stadtentwicklung. Die dabei entstandenen Ergebnisse bilden keinen klassischen Stadtführer, sondern zeigen verschiedene (auch widersprüchliche) Sichtweisen auf und regen zum Nachdenken an.
Mach‘ Dich auf und erlebe diese Geschichte(n) aus den unterschiedlichsten Perspektiven!
Akteure und Entstehungszusammenhang
Den Startpunkt für diesen Guide bildete ein interaktiver Stadtteilführer des Stadtteils Sonnenberg, den Studierende der TU Chemnitz im Jahr 2013 erarbeiteten. Die Grundidee war, individuelle Zugänge zu Stadtgeschichte und Stadtentwicklung zu dokumentieren und so aufzubereiten, dass Nutzer:innen des Guide die Vielfalt an Perspektiven nachvollziehen und mit ihren eigenen Wahrnehmungen vergleichen können.
Das Projekt wurde 2014-2016 weitergeführt. Diesmal waren es Schüler:innen zweier Chemnitzer Schulen, die wir im Rahmen der Lehrforschung dazu anregten, sich mit der Stadtentwicklung und der (industriellen) Vergangenheit der Stadt zu beschäftigen und sich Gedanken über die Gegenwart und Zukunft von Chemnitz zu machen. Schüler:innen der Klassen 7 bis 11 des Chemnitzer Schulmodell und der Freien Waldorfschule Chemnitz erarbeiteten im Rahmen von Exkursionen und Projektunterricht die Inhalte. Dabei stand die eigene Auseinandersetzung mit dem Thema und das Kennenlernen verschiedener Perspektiven im Mittelpunkt.
Die Schüler:innen recherchierten im Archiv, führten Interviews mit Passant:innen und Zeitzeug:nnen, bereiteten Medientexte zu unterschiedlichen Ereignissen auf und dokumentierten auch eigene Erfahrungen und Bewertungen zu den Entwicklungen der Stadt Chemnitz. Ihr Beobachtungsraum umfasste das Areal zwischen Schlossteich, Brühl Boulevard, Straße der Nationen, Brückenstraße bis zum sogenannten »Conti-Loch, heute Standort des Technischen Rathauses.
Die Arbeiten wurden begleitet von Dozent:innen und Studierenden der Institute für Europäische Studien und Europäische Geschichte der TU Chemnitz und von Lehrer:innen des Chemnitzer Schulmodells und der Freien Waldorfschule Chemnitz und gefördert von der Robert Bosch Stiftung.
Zehn Jahre später, 2024, erarbeiteten wir zusammen mit Studierenden der TU Chemnitz weitere Inhalte, die sich auf zwei besonders wichtige Themen richten: die Textilindustrie, die als Wiege der sächsischen Industrialisierung gilt, und die Migration in die Stadt Chemnitz, die als Motor der Stadtentwicklung zu verstehen ist und durch die neuen Einwohner:innen auch neue Perspektiven auf die Stadt bietet. Die Migrationsroute wurde im Rahmen des Kooperationsprojekts „Ortstermine“ durch das Deutsche Auswandererhaus gefördert.
Bedienungsanleitung
Die App bietet zwei verschiedene Arten der Nutzung an. Du kannst einerseits Deine eigenen Routen durch die Stadt gehen und dabei ihre Geschichte(n) entdecken und erleben. Ein Signalton macht Dich auf Standorte, an denen Du hinterlegte Informationen abrufen kannst, aufmerksam, so dass Du das Gerät während Deiner Erkundung auch einstecken kannst. Die App muss im Vordergrund laufen, damit Du gefunden werden kannst. Achtung: Bei wenigen Geräten funktioniert der Modus mit Sperrbildschirm nicht.
Interessiert Dich ein Thema besonders, kannst Du andererseits den thematischen Rundgängen folgen, die Du auf der Karte oben rechts ein- und ausblenden kannst. Informationen zu den einzelnen Rundgängen, die durch unterschiedliche Farben gekennzeichnet sind, und zur Bedeutung der Marker erhältst Du oben im Menu.
Dein aktueller Standort wird, während Du Dich bewegst, immer durch einen Kreis symbolisiert. Triffst Du auf einen Marker, öffnet sich eine überlagerte Fläche mit unterschiedlichen Optionen. Durch Tippen auf die runden Schaltflächen können die hinterlegten Informationen abgerufen werden.
Aktionen mit der App
Schaltfläche: Zur Kartenansicht wechseln
Schaltfläche: Zur nächsten Textansicht wechseln
Aktionen mit der Karte
Schaltflächen: auf der Karte rein- und rauszoomen
Schaltfläche: Rundgänge auf der Karte ein- und ausblenden
Schaltfläche: Bedienungsanleitung einblenden
Aktionen mit dem Standort
Schaltfläche: aktuelle Ansicht schließen
Pfeiltaste: Vorblättern
Pfeiltaste: Zurückblättern
Schaltfläche: Standort als »besucht« markieren
Verweile kurz am jeweiligen Standort und lasse Dich auf die Informationen ein. Ziehe Vergleiche mit Deinen eigenen Eindrücken. Dann geh‘ weiter zum nächsten für Dich interessanten Punkt und erfahre, welche Informationen und Eindrücke dort hinterlegt sind.
Lass Dich treiben! Wir wünschen Dir viel Spaß beim Entdecken und Erkunden!
Rundgänge laden
Die App verwendet 386 MB Audio-, Video- und Bilddateien, die nicht mit in der App gespeichert sind. Der Grund dafür ist, dass in den App Stores die Größe der Apps auf max. 150 MB begrenzt ist. Somit mussten die Daten für die Rundgänge ausgelagert werden. Mit dem Klick auf den folgenden Button kannst Du Dir alle Rundgänge und die dazugehörigen Mediendaten auf Dein Gerät laden. Wichtig ist, dass die App im Vordergrund läuft und der Download über WIFI erfolgt. Wir wünschen Dir viel Spaß beim Erkunden!
Rundgänge
Pfad Wende(n)
Aufbruch und Umbruch: Wie sich das Gesicht der Stadt verändert
Pfad Bewohner:innen
Einsichten: Die Stadt durch die Augen ihrer Bewohner:innen
Pfad Arbeiter:innen
Leben und Arbeiten: Einblicke in industrielle Lebenswelten
Pfad Schüler:innen
Pfad Hartmann
Auf den Spuren Richard Hartmanns
Pfad Gäste
International Walk: Der Brühl durch die Augen und Ohren internationaler Gäste (engl.)
Pfad Karl-Marx
Karl-Marx-Stadt: Bauen und Leben nach neuen Prinzipien
Pfad Sonnenberg
SonnenbergErleben: Perspektiven auf einen Stadtteil im Umbruch
Pfad Wende(n)
Auf dieser Route werden sichtbare Veränderungen des Stadtbildes im Kontext der Transformation nach 1989/90 sowie Entwicklungen der heutigen Zeit aufgezeigt. Dabei werden Daten und Fakten zu diesen Veränderungen präsentiert, aber auch Kommentare von Bewohner:innen und Diskurse zum Wandel. Aus verschiedenen Perspektiven kannst Du die Veränderungen im Gesicht der Stadt nachvollziehen.
Pfad Bewohner:innen
Diese Route betrachtet die Stadt durch die Augen ihrer Bewohner:innen. Dabei bestimmen sie den Weg, zeigen persönliche Erinnerungen auf und reflektieren das Gesehene. Die Vielfalt der Sichtweisen auf die Stadt und wie diese Perspektiven in den individuellen Biographien verankert sind, kannst Du mit Deinen eigenen Wahrnehmungen abgleichen.
Pfad Arbeiter:innen
Das Leben als Fabrikarbeiter:in hat eigene Lebensstile ausgeprägt, ob nun zur Hochphase der Industrialisierung oder zu Zeiten des Sozialismus. Dieser Lebensstil wurde auch abseits des Arbeitsplatzes sichtbar, z.B. bei gewerkschaftlichen Versammlungen, typischen Freizeitbeschäftigungen oder dem Besuch von Kulturveranstaltungen sowie speziellen Kneipen oder Clubs. Welche Spuren dieses Lebensstils sich an konkreten Orten finden lassen, zeigen Dir die Standorte dieses Rundgangs.
Pfad Schüler:innen
Diese Route widmet sich der Perspektive auf die Stadt Chemnitz durch die Augen ihrer jungen Bewohner:innen, die sich vor allem im Hier und Jetzt bewegen. Ihnen fehlt der Rückbezug auf vergangene Zeiten und Bedeutungen, die Orte oder Räume damals hatten. Doch auch sie versuchen, das Gesehene in Bezug zu Vertrautem zu setzen und ordnen das Gesehene in ihr Bild der Stadt ein. Die Rundgänge haben in kleinen Gruppen stattgefunden, so dass auch der Austausch untereinander ein wichtiger Bestandteil der Aussagen ist, die Du auf dieser Route nachvollziehen kannst.
Pfad Hartmann
Die durch Richard Hartmann gegründete Sächsische Maschinenfabrik war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eines der bedeutendsten Maschinenbauunternehmen in Sachsen und trug maßgeblich zu der Verleihung des heimlichen Titels »sächsisches Manchester« bei. Dieser Rundgang zeigt anhand historischer Quellen Ausschnitte aus dem Wirken Richard Hartmanns und der Sächsischen Maschinenfabrik. Hier kannst Du bedeutende Ereignisse der Unternehmensgeschichte nachvollziehen.
Pfad Gäste
Im März 2015 unternahm eine Gruppe von Forschenden aus verschiedenen Staaten Europas einen Rundgang über den Brühl Boulevard. Bewusst wurden sie nicht über die Besonderheiten des Viertels aufgeklärt, das sich zu diesem Zeitpunkt gerade im Transformationsprozess zwischen Brache und Umgestaltung befand. Du kannst ihren Beobachtungen, Reflexionen und Kommentaren folgen und miterleben, wie sich die internationalen Gäste einen Reim auf die Umgebung machen und versuchen, die Geschichte des Viertels zu rekonstruieren.
Pfad Karl-Marx
Diese Route konzentriert sich auf die städtebauliche Umgestaltung der Stadt Chemnitz zur sozialistischen Musterstadt nach 1949. Die Bedeutung von Chemnitz als Industriezentrum und Bezirkshauptstadt sollte auch durch die bauliche Gestaltung betont werden. Die Route vereint zentrale Aspekte des Stadtumbaus, wie z.B. die Industrialisierung des Bauens, die Neugestaltung von Straßen und Plätzen für Massenveranstaltungen, oder die Funktion von Kunst im öffentlichen Raum. Zwischen Hintergrundinformationen zur sozialistischen Aufbauzeit sowie den Erinnerungen und heutigen Bewertungen der BewohnerInnen von Chemnitz kannst Du Dir Dein eigenes Bild machen.
Pfad Sonnenberg
Was macht den Sonnenberg aus? Welche Gefühle, Orte und Geschichten verbinden die Menschen mit ihrem Stadtteil? Die Route zeigt persönliche Orte und Geschichten der Bewohner:innen des Sonnenbergs. Entdecke selbst die individuellen Sichtweisen auf diesen vielseitigen Stadtteil und vergleiche Deine Beobachtungen mit den Geschichten und Informationen, die Dir auf dieser Route begegnen.
Pfad Textil
Die industrielle Vergangenheit ist eng mit der Textilindustrie verknüpft. Welche (textilen) Spuren lassen sich heute noch in der Stadt entdecken und welche Geschichte(n) werden heute (noch nicht) erzählt? In diesem Rundgang werden verschiedene Impulse zu heutigen und vergangenen textilen Orten aufzeigt und durch die persönlichen Erzählungen ein roter Faden gesponnen.
Pfad Migration
Die Route beleuchtet die Verwobenheit der Stadt Chemnitz mit Migration. Sie beginnt am Stadthallenpark und verläuft über den Hauptbahnhof zum Bürgerzentrum. Verschiedene Stationen befinden sich auf der Straße der Nationen und im Stadtviertel Sonnenberg. Während auf der Straße der Nationen eher historische Bezüge zu Migration beleuchtet werden, werden am Sonnenberg aktuelle Diskurse rund um Migration aufgegriffen.
Legende
Fakten
(historische) Fakten / Hintergrundinformationen
An diesen Standorten erfährst Du Wissenswertes zur Entwicklung der Stadt und zur Bedeutung der Orte. Diese Informationen sind wie Puzzlestücke, die sich – verbunden mit den übrigen Informationen – zu einem Gesamtbild zusammensetzen lassen.
Status
Ansichten
subjektive Aussagen
Diese Standorte zeigen Dir Ansichten und Einsichten von älteren und jüngeren ChemnitzerInnen und internationalen Gästen. Sie teilen ihre Beobachtungen und Erinnerungen mit Dir und verschaffen Dir so einen einzigartigen Einblick in die Entwicklung der Stadt. Zudem wird die Bedeutung ausgewählter Standorte durch die Erzählungen von ZeitzeugInnen untermalt.
Status
Diskurse
Auseinandersetzungen zu bestimmten Entwicklungen
Veränderungen im Stadtbild hinterlassen nicht nur sichtbare Spuren im Raum. Durch die Art und Weise, wie bestimmte Entwicklungen in der Stadtgesellschaft, der lokalen Politik und den Medien verhandelt werden, erfährst Du vieles über das jeweils vorherrschende Bild der Stadt.
Status
Impressum
Idee & Konzeption
Prof. Dr. Birgit Glorius und
Dipl.-Geogr. Katja Manz
Umsetzung der Erweiterung 2024
Katja Manz, Hanne Schneider, Sandra Fischer
Mitarbeit 2014 - 2016
Lisa Eichhorst, Stefan Forberg, Philipp Frank, David Friel, Ellen Hieber, Theresa Kiunke, Victoria Laufer, Ivonne Reichmann, Norman Richter, Wolfgang Stampe
Design & Programmierung
Mary-Anne Kockel
Kooperationspartner 2014 - 2016
Prof. Dr. Rudolf Boch und Dr. phil. Yaman Kouli, Institut für Europäische Geschichte der TU Chemnitz
Achim Dresler, Sächsisches Industriemuseum Chemnitz
Doreen Taubert und Doreen Grün, Chemnitzer Schulmodell
Kilian Kalugin, Freie Waldorfschule Chemnitz
gefördert von 2014 - 2016
Kartenmaterial
map data © OpenStreetMap tiles © OSM Sweden
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